Die Geschichte des Tübinger Lichtenstein

1873 Gründung eines Stiftskreises am 29. Juni als Alternative zu elitären Corps und konservativen Burschenschaften durch acht Stiftler
Grundsätze: Persönliche Freundschaft und Achtung
 

1877 Erster Spuz zur Burg Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb an Himmelfahrt
Name: Lichtenstein
   
1880 Erste Statuten: „Freiheit, Freundschaft, Wissenschaft“. Ablehnung von Duell und Couleur, Name: „Lichtenstein“
   
1882 Eintragung der „Gesellschaft Lichtenstein“ bei der Universität. Verbindungszirkel eingeführt.
  Bierpru a6 eagel mit zirkel CP
1883 Erste Theateraufführungen an Fasnacht
   
1887 Eintritt in die Museumsgesellschaft
   
1888 Halbwichs für Chargierte bei Festlichkeiten. Wappen: Weiße Adlerschwinge auf blauem Grund (Adlerflug), das Originalwappen einer ausgestorbenen Linie des Hauses Lichtenstein bei Honau, Farben: weiß-blau (öffentlich nicht getragen). Erstmals Mensur eines Mitglieds zugelassen.
    Adlerflug CP
1891 Versammlungsort „Waldhorn“ am Faulen Eck
   
1892 Duellverbot abgeschafft
   
1895 Vollwichs der Chargierten bei Festlichkeiten
   
1896 Neue Statuten, Bierkomment, Kneiptagordnung
   
1902 Bezeichnung „Verbindung“
„Altenverein der Tübinger Verbindung Lichtenstein e.V.“ gegründet zum Zweck des Hausbaues.
   
1904 Kauf des Bauplatzes am Österberg
Konfessionsparagraph gestrichen
   
1908

Einweihung des Jugendstil-Hauses auf dem Österberg
Verbindungswappen dreigeteilt: Adlerflug, Tübinger Pfalzgrafenfahne, Reichsadler

Wappen CP      

 

Einführung des Bundesliedes: „Vom Turme wo ich oft gesehen...“
Text: Wilhelm Hauff, Melodie: Emilie Zumsteeg

1914 Ausbruch des Ersten Weltkrieges: Alle Mitglieder werden eingezogen bis auf einen und den Hausmeister. Verbindungsleben kommt fast zum Erliegen. AH Pfarrer und Pazifist Otto Umfried ist Friedensnobelpreiskandidat.
   
1919 Neues Verbindungsleben auf dem Haus. Teilnahme an studentischen Freikorps. Der Altenverein wird von einem Ausschuss geleitet.
   
1920 Gründungsmitglied des „Rothenburger Verbands Schwarzer Verbindungen (RVSV)"
   
1921 Austritt aus dem RVSV
   
1924 Eintritt in den „Tübinger Waffenring“ und Einführung eigener Waffen
   
1928 Wiedereintritt in den RVSV
   
1933 Einführung des „Führerprinzips“ in der Verbindung. Lichtensteinerhaus wird Kameradschaftsheim
   
1934 Eintritt in den „Coburger Convent“; Lichtenstein wird Landsmannschaft. Einführung der Bestimmungsmensur. Auflösung der Lichtensteiner Aktivitas auf Anordnung der NSDAP. 
Gründung des Bundes Alter Tübinger Lichtensteiner (BATL e. V.)
   
1937 Gründung der „Kameradschaft Yorck“ auf dem Lichtensteinerhaus als Untergliederung des NS-Studentenbundes aus Mitgliedern verschiedener Verbindungen
   
1942 Enteignung des Hauses durch die NSDAP
   
1945 Haus wird französisches Offizierskasino, später Studentenheim
   
1948 Erster Nachkriegskonvent am 4. September und 75. Stiftungsfest in Stuttgart-Hohenheim am 23. Oktober und Neubegründung der „Akademischen Verbindung Lichtenstein“.
   
1949 Ersatzspuz zum Hohenstaufen an Himmelfahrt. Vorbereitungen zur Wiederbegründung einer Aktivitas. Neubegründung des Bundesblattes. Acht neue Aktive unterschreiben die neue Satzung im Cafe Völter; Erste „Kneipe“ im Komerell (ehem. Buchhandlung Gastl). Marquardtei wird Verbindungslokal. Erhebung einer Restitutionsklage zur Wiedererlangung des Hauses auf dem Österberg.
   
1950 Erster Lichtensteinspuz an Himmelfahrt nach dem Krieg. 25 Altenvereine stellen Lizenzantrag bei der Universität. 77. Stiftungsfest in der Schlachthofgaststätte. Der BATL e. V. zählt 241 Mitglieder
   
1951 BATL e. V. lehnt Beitritt zu Landsmannschaften ab. Aktivitas tritt einem Zusammenschluss nichtschlagender Verbindungen bei, der Arbeitsgemeinschaft Tübinger Verbindungen (ATV)
   
1952 Rückgewinnung des Hauses auf dem Österberg am 9. Mai. Gründung der Gemeinschaft Deutscher Hochschulverbindungen (GDH)
   
1953 80. Stiftungsfest. Aktivitas wird Unimeister im Handball
   
1954 Aktivitas begründet den legendären „Lichtensteinerfasching“. Erneut Unimeister im Handball. GDH löst sich auf. Einweihung des ersten Konzertflügels mit einem Hausmusikabend.
   
1955 Anschaffung des ersten Stocherkahns „Bluthund“
   
1956 Erfindung des Stocherkahnrennens durch Einladung an sieben andere stocherkahnbesitzende Verbindungen. Aktivitas hat 70 Mitglieder. Aktivitas Unibasketballmeister. Anschaffung eines Verbindungsautos „ Adler“
   
1957 50-jähriges Hausjubiläum mit Herausgabe einer Festschrift. Aktivitas Uni-Skimeister
   
1958 BATL e. V. beschließt die „Grundsätze für die Benutzung des Lichtensteiner Hauses“.
   
1960 Aktivitas erreicht 100 Mitglieder. Verbindungsleben ist geprägt von gemeinsamen Veranstaltungen wie Kneipen, Damenfesten, Altherrenbesuchen (Ruhrgebiet, Heilbronn, Bodensee), Sportveranstaltungen, Bürgerfesten (Gesangverein Tübingen und Brackenheim).
   
1968 Politisches Engagement im Rahmen der Studentenbewegung führt zu Umgestaltung und Abspaltung sowohl in der Aktivitas als auch im BATL e. V.
   
1970 Die Frage der Aufnahme von Studentinnen tritt immer mehr hervor. Weitere Auseinandersetzungen und Abspaltungen sind die Folge.
   
1975 Konvent des BATL e. V. ermächtigt den Vorstand, einen gemeinnützigen „Verein zur Erhaltung des Lichtensteinerhauses“ als VEL e. V. zu gründen.
   
1976 Konstituierung der „Gruppe Lichtenstein“ mit Studentinnen als Mitgliedern; Sonderkonvent des BATL e. V. in Stuttgart zur Frage „ Auflösung der Verbindung“. Ein Satzungsausschuss wird eingesetzt mit paritätischer Besetzung aus Altenbundmitgliedern und Aktivitasmitgliedern.
   
1977 500 Jahre Universität Tübingen
   
1978 Sonderkonvent des BATL e. V. im April zur Frage der Aufnahme von Studentinnen. Es wird keine Satzungsänderung erreicht. Der Vorsitzende des BATL e. V. tritt zurück. Die „Gruppe“ verlässt den Lichtenstein.
   
1979 Neubegründung der Aktivitas der Akademischen Verbindung Lichtenstein als nichtselbständiger Verein durch fünf junge AH. Neue Festlegung der Grundsätze und Ziele.
   
1980 Finanzkrise von BATL e. V. und VEL e. V. ist der Anlass zur Prüfung einer baulichen Nutzung durch Schaffung von Wohnraum in Form von Um- und Ausbau. Der letzte Hausmeister zieht aus. Zehn neue Mitglieder in der Aktivitas. Beginn der Instandsetzung des Hauses und der Ausbau neuer Zimmer, vorwiegend in Eigenarbeit durch die Aktivitas.
   
1981 Vergabe einer Parzelle an der Straße für 99 Jahre in Erbpacht. Ausbau von fünf neuen Zimmern im Keller und drei neuen Zimmern im 1. und 2. OG.
   
1982 Aktivitas gibt sich eine neue Satzung und Geschäftsordnung. Aufnahme von Studentinnen und weiblichen Mitgliedern in den BATL e.V. wird mit großer Mehrheit angenommen. Die legendäre Halloween-Party wird begründet. Politische Debatten im Rahmen der Nachrüstung sind Anlass für heftige Auseinandersetzungen.
   
1983 Lichtensteiner-Film „Zimmer mit Ausblick auf Mehr“ erhält den städtischen Filmpreis. Lichtensteiner Theaterproduktionen wie z.B. „Die Physiker“ erhalten ausgezeichnete Kritiken.
Die Hausbewohner/-innen übernehmen Aufgaben im Bereich der Hausverwaltung.
   

1985
1986
1987
Lichtensteiner Theaterproduktionen:
„Hexenjagd“ und „Antrittrede“
„Tango“ und „Striptease"
„Das Treibhaus“
   
1989 Anschaffung eines neuen Stocherkahns. Einsturzgefahr des Saalbodens führt zu einer Großbaustelle auf der Saal- und Küchenebene.
   
1990 Die Grundsätze und Ziele des jungen Tübinger Lichtenstein werden neu erarbeitet. Das Landestheater Tübingen führt auf dem Haus das Theaterstück „Liebfrauenmilch“ auf. 
   
1992 Begründung der Lichtensteiner Kleinkunstabende. Ein neuer Flügel wird durch Spenden finanziert und angeschafft.
   
1993 120 Jahre Tübinger Lichtenstein mit Herausgabe einer Festschrift. Eine erweiterte Hausselbstverwaltung wird eingeführt.
   
1999 Revision der Satzung des BATL e. V. mit Aufnahme von studentischen Mitgliedern. Nach langen Jahren der Abstinenz nehmen die Aktiven wieder am Stocherkahnrennen teil.
   
2002 Ganztägiges Lichtensteiner Zukunfts-Symposium zu Grundsatzfragen „Quo vadis Lichtenstein“. Der akademische Charakter bleibt erhalten.
   
2007 Einführung eines externen Hausmeisters in Kooperation mit den Aktiven.
Zunehmende Spannungen über das Selbstverständnis des Tübinger Lichtenstein zwischen Teilen der Hausbewohnerschaft und dem Trägerverein BATL e.V.
   
2008 Sonderkonvent des BATL e. V. zur Klärung, in welcher Form der Tübinger Lichtenstein weiter bestehen soll. Eine größere Gruppe verlässt das Haus. 
Feier anlässlich 100 Jahre Lichtensteinerhaus und Ausstellung zur Geschichte des Tübinger Lichtenstein. Beginn der Außenrenovierung und Dachstockisolierung.
   
2021 In einem Wahlkonvent unter freiem Himmel wird zum ersten Mal in der Lichtensteiner Geschichte eine Frau zur Vorsitzenden und ein rein weiblicher Vorstand des BATL e. V. gewählt.
   
2023 Der Tübinger Lichtenstein feiert sein 150-jähriges Bestehen.
   
Der Altenverein hat über 200 Mitglieder, die Hausbewohnerschaft ist bunt gemischt und der Maskenball Anfang des Jahres ist legitimer Nachfolger der legendären Halloween-Parties der 90er Jahre. Wie wir uns definieren und was uns umtreibt, das diskutieren wir seit Jahrzehnten immer wieder neu und leidenschaftlich.